Niederlande will weniger ausländische Studenten - Protest in Grenzregionen

Die deutsch-niederländische Grenzregion protestiert gegen Pläne der Regierung in Den Haag, die Zahl ausländischer Studenten an niederländischen Hochschulen zu begrenzen. Wir haben uns näher mit dem Thema befasst.

© European Union, 2021

Die grenzüberschreitende Euregio Rhein-Maas-Nord rief Bildungsminister Robbert Dijkgraaf dazu auf, seine Pläne zu überdenken und sich das Studieren ohne Grenzen vor Ort anzuschauen, berichtete die Zeitung "De Limburger". Die Region fürchtet negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. An niederländischen Hochschulen in der Grenzregion studierten junge Leute aus beiden Ländern, die dort auf die Arbeitswelt in den Niederlanden und Deutschland vorbereitet würden, erklärte die Euregio.

Überfüllte Hörsäle und Mangel an Zimmern

Der niederländische Minister hatte vor wenigen Tagen noch für eine Begrenzung des Zustroms von Zehntausenden ausländischen Studenten pro Jahr in die Niederlande plädiert. Die ausländischen Studenten seien nötig, aber überfüllte Hörsäle und ein Mangel an Dozenten und Studentenzimmern sei die Folge. Die Euregio verwies darauf, dass Deutsche, die in niederländischen Grenzstädten studierten, teils in nahe gelegenen deutschen Orten wohnten und den Niederländern keine Studentenunterkünfte streitig machten. Grenzorte, die davon profitieren, sind etwa Nettetal bei Venlo oder Kranenburg in der Nähe von Nijmegen. (dpa)

Organisation kritisiert Regierungsvorhaben

Wie stehen Unternehmen, Organisationen und Verbände, die sich beispielsweise um die Beratung für Studentinnen und Studenten kümmert, zu dem Vorhaben? Wenig Verständnis zeigt Peter Stegelmann. Er ist Geschäftsführer der EDU-CON, einem Unternehmen, dass sich zur Aufgabe gemacht, Studentinnen und Studenten dabei zu helfen, sich das richtige Studium, möglicherweise auch im Ausland wie den Niederlanden, auszusuchen. Er sagt, dass diese Diskussion schon vor einigen Jahren existierte. "Das Problem liegt meiner Meinung nach daran, dass in den Niederlanden die Politik sehr konservativ ist. Durch deutsche Studenten verdient die niederländische Wirtschaft aber viel Geld, sie sind gute Arbeitskräfte. Eine Studie ergab, dass 24 Prozent der deutschen Studenten in den Niederlanden bleibt." Nun aber würden Parlamentarier diese Fakten ausblenden und die Diskussion aus der Vergangenheit zurückholen.

Das gesamte Interview mit Peter Stegelmann zu der Thematik hört ihr hier.

© RADIO NRW

Ehemalige Niederlande-Studentin über Vor- und Nachteile.

Wir haben mit Jana gesprochen. Sie hat in den Niederlanden Sozialpädagogik studiert. Das Studium hat sie als "sehr modern" empfunden und spricht von "praxisnahem, persönlichem, lockerem und kreativem Studieren". Trotzdem sei es gut strukturiert gewesen. Es habe zum Beispiel immer "feste Ansprechpartner für Fragen" gegeben. "Mit Dozenten war ich per Du, das gibt es in Deutschland so nicht." Ein allgemeiner Vorteil beim Studieren in den Niederlanden war, dass kein NC (Numerus Clausus) nötig gewesen war, dementsprechend waren die Aufnahmehürden niedriger.

Es gab aber auch Nachteile: Sie hatte höhere Studiengebühren als in Deutschland, viel Pendelei und eine Anwesenheitspflicht. Zumindest die Anwesenheitspflicht sieht sie rückblickend aber als positiv, weil sie dadurch wenig verpasst hat. Außerdem sind die meisten Studiengänge englischsprachig. Ihr Fazit:

"Ich würde es genau so wieder machen und mich wieder für das Studium in den Niederlanden entscheiden."

Autoren: Sascha Faßbender & Joachim Schultheis (mit dpa)

Weitere Meldungen